Stark im Leben: Geschlechtergerechte Gesundheitsförderung für Jugendliche

Das Präventionsprogramm "Stark im Leben" fördert die Lebenskompetenzen und Gesundheit von Jungen und Mädchen der Klassen 7 und 8. Es berücksichtigt geschlechtsspezifische Aspekte und unterstützt die persönliche Entwicklung der Jugendlichen. Dieser Artikel beleuchtet die Ziele, Inhalte und Anwendungsmöglichkeiten des Programms im Schulalltag.

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3/27/202412 min read

Laut WHO bestehen Lebenskompetenzen darin, sich selbst zu kennen, sich selbst zu lieben, einfühlsam, kritisch und kreativ zu sein (vgl. WHO, 1997, S. 1).

Lebenskompetenzen sind Fähigkeiten zu adaptivem und positivem Verhalten, die den Einzelnen dazu befähigen effektiv mit den Anforderungen und Herausforderungen des Alltags umzugehen. Auf diese Weise beschrieben gibt es unzählige Fähigkeiten, die man als Lebenskompetenzen bezeichnen kann. Art und Definition von Lebenskompetenzen unterscheiden sich wahrscheinlich je nach Kultur und Umfeld. Jedoch, die Analyse des Bereichs Lebenskompetenzen legt nahe, dass es eine Reihe von Kernkompetenzen gibt, die im Mittelpunkt von kompetenzbasierten Initiativen zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen stehen. Diese sind (vgl. WHO, 1997, S. 1):

- Entscheidungsfindung

- Probleme lösen

- Kreatives Denken

- Kritisches Denken

- Effektive Kommunikation

- Zwischenmenschliche Beziehungsfähigkeit

- Selbstbewusstsein

- Empathie

- Umgang mit Emotionen

- Mit Stress umgehen

Die Förderung von Lebenskompetenzen ist ein wichtiger Aspekt der persönlichen Entwicklung und Bildung. Lebenskompetenzen umfassen Fähigkeiten, Einstellungen und Werte, die Menschen benötigen, um effektiv mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Dazu gehören soziale Kompetenzen, emotionale Intelligenz, Problemlösungsfähigkeiten, Entscheidungsfindung, kritisches Denken, Kommunikation, zwischenmenschliche Beziehungen und vieles mehr (vgl. Prajapati, et al., 2017, S. 1). Neue Herausforderungen erfordern sofortige und wirksame Antworten von einem sozial verantwortlichen Bildungssystem. „Bildung“ ist wichtig, aber Bildung, um das Leben zu unterstützen und besser zu leben, ist noch wichtiger. Die Kompetenzerziehung schließt die Lücke zwischen Grundfunktionen und Fähigkeiten. Es stärkt die Fähigkeit eines Individuums, um den Bedürfnissen und Anforderungen der gegenwärtigen Gesellschaft gerecht zu werden, und hilft bei der Bewältigung von Problemen. Die Vermittlung von Lebenskompetenztraining durch Vermittlung von Lebenskompetenzbildungswillen erweist sich als erforderlich, um Schwierigkeiten im Leben zu überwinden (vgl. Prajapati, et al., 2017, S. 1).

Allgemeine Lebenskompetenzen sind somit Selbstwahrnehmung, Empathie, kritisches und kreatives Denken, Entscheidungs- und Problemlösungsfähigkeit, Bewältigung von Gefühlen und Stress, Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit. Diese ein wichtiger Teil der Gesundheitserziehung und –prävention (vgl. Bühler und Heppekausen, 2005, S. 3).

Die Förderung von Lebenskompetenzen und Gesundheitsprävention bei Heranwachsenden ist von großer Bedeutung, da sie eine positive Wirkung auf ihre körperliche, geistige und soziale Entwicklung haben kann. Im Wesentlichen existieren zwei Ansätze. „Das Modell der sozialen Resistenz geht von der besonderen Bedeutung der familialen und gleichartigen Bezugsgruppe sowie des Einflusses der Massenmedien für das Konsumverhalten Jugendlicher aus“ (Bauer, 2004, S. 43). Programme zur Förderung allgemeiner Lebenskompetenzen sind mehr auf die Vermittlung drogenunabhängigen Wissens gerichtet (vgl. Bauer, 2004, S. 43). Das Präventionsprogramm „Stark im Leben Geschlechtergerechte Gesundheitsförderung für Jungen und Mädchen der Klassen 7 und 8“ von Arnold Hinz zählt zu dieser zweiten Gruppe von Präventionsprogrammen.

Hier sind einige Wege, wie Lebenskompetenzen und Gesundheitsprävention bei Heranwachsenden gefördert werden können (vgl. Kirch et al., 2009, S. 335 ff.): Schulen bieten eine ideale Umgebung, um Lebenskompetenzen zu fördern und Gesundheitsprävention zu betreiben. Lebenskompetenzprogramme können in den Lehrplan integriert werden und Themen wie soziale Kompetenzen, Stressbewältigung, emotionale Intelligenz, gesunde Ernährung und körperliche Aktivität behandeln (vgl. Kirch et al., 2009, S. 335 ff.). Heranwachsende müssen über Gesundheitsrisiken und gesundheitsförderndes Verhalten informiert werden. Dazu gehört die Aufklärung über Drogenmissbrauch, sexuelle Gesundheit, gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und den verantwortungsvollen Umgang mit Technologie (vgl. Kirch et al., 2009, S. 335 ff.).

Frühzeitige Erkennung von gesundheitlichen Problemen und psychischen Belastungen ist entscheidend. Schulen können Mechanismen einführen, um potenzielle Probleme zu identifizieren und geeignete Interventionen anzubieten, um den Schülern zu helfen (vgl. Kirch et al., 2009, S. 335 ff.). Schulen und Eltern sollten gemeinsam einen gesunden Lebensstil fördern. Dazu gehört regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und der Verzicht auf Tabak, Alkohol und Drogen (vgl. Kirch et al., 2009, S. 335 ff.). Heranwachsende sollten in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung unterstützt werden. Schulen können Peer-Mentoring-Programme, Konfliktlösungsstrategien und Gruppenaktivitäten anbieten, um soziale Kompetenzen zu fördern (vgl. Kirch et al., 2009, S. 335 ff.). Die Unterstützung der Familie ist unerlässlich, um Lebenskompetenzen und Gesundheitsprävention zu fördern. Eltern sollten aktiv in die Bildung und Erziehung ihrer Kinder einbezogen werden und als Vorbilder für ein gesundes Verhalten dienen (vgl. Kirch et al., 2009, S. 335 ff.).

Sensibilisierung für psychische Gesundheit: Schulen sollten psychische Gesundheit entstigmatisieren und Schüler ermutigen, über ihre Gefühle zu sprechen. Psychische Gesundheit sollte als gleichwertig wichtig angesehen werden wie physische Gesundheit (vgl. Kirch et al., 2009, S. 335 ff.). Die Einbindung von Gemeinschaftsressourcen wie Gesundheitsdiensten, Beratungseinrichtungen und Freiwilligenorganisationen kann die Wirkung der Lebenskompetenzförderung und Gesundheitsprävention verstärken (vgl. Kirch et al., 2009, S. 335 ff.).

Die Förderung von Lebenskompetenzen und Gesundheitsprävention bei Heranwachsenden ist eine ganzheitliche Aufgabe, die die Zusammenarbeit von Schulen, Eltern, Gemeinschaft und Gesundheitsexperten erfordert. Durch eine umfassende Herangehensweise können wir dazu beitragen, dass junge Menschen gesund aufwachsen und ihr volles Potenzial entfalten können.

Die Ziele des Programms „Stark im Leben Geschlechtergerechte Gesundheitsförderung für Jungen und Mädchen der Klassen 7 und 8 von Arnold Hinz" bestehen in der Förderung eines gesundheitsbewussten Lebensstils bei Jungen und Mädchen und der Sensibilisierung für geschlechtsspezifische Gesundheitsrisiken und –bedürfnisse. Auch die Stärkung des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls bei den Teilnehmenden ist ein Ziel sowie die Vermittlung von sozialen Kompetenzen und Stärkung der Beziehungsfähigkeit. Zudem dient das Präventivprogramm der Aufklärung über Themen wie Sexualität, Drogen, Sucht und psychische Gesundheit.

Eine wesentliche Funktion jugendlicher Risikobereitschaft besteht nach Hinz darin, sich als erwachsener Mann oder erwachsene Frau zu zeigen. Es wurde ein Programm zur geschlechtsgerechten Gesundheitsförderung entwickelt, das funktionale Äquivalente zur jugendlichen Risikobereitschaft bietet, beispielsweise ein Flirttraining. Ziele des Programms waren die Prävention des Rauchens, eine allgemeine Verringerung des Nervenkitzels und der Abenteuerlust, die Steigerung des Selbstwertgefühls, der sozialen Widerstandsfähigkeit und der Bereitschaft, Hilfe zu suchen. Ein weiteres Ziel war für Mädchen die Steigerung der Körperzufriedenheit und für Jungen die Abkehr von traditioneller (ungesunder) Männlichkeit. Es wurde ein quasi-experimentelles Design mit 12 Interventions- und 14 Kontrollklassen mit Vor-, Nach- und Nachuntersuchungen realisiert. Durch die Intervention kam es zu einer deutlichen Steigerung des Selbstwertgefühls bei Jungen und Mädchen. Bei Jungen konnte ein signifikanter Rückgang des Tabakrauchens und eine Abkehr von der traditionellen Männlichkeit erreicht werden, während bei Mädchen keine signifikanten Veränderungen im Tabakrauchen und im Körperbild zu verzeichnen waren (vgl. Hinz, 2007, S. 145).

Inhalte des Programms sind die Vermittlung von Wissen über geschlechtsspezifische Gesundheitsrisiken wie beispielsweise Essstörungen, Bewegungsmangel, Depressionen, Suizidalität, ungewollte Schwangerschaften und sexuell übertragbare Infektionen (vgl. Hinz, 2007, S. 145-155). Zudem soll ein gesundheitsfördernder Lebensstil angeregt werden, was die Sensibilisierung für die Bedeutung eines gesunden Lebensstils, der körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung, ausreichenden Schlaf und den Umgang mit Stress beinhaltet (vgl. Hinz, 2007, S. 145-155).

Auch Kommunikation und Beziehungsfähigkeit stehen im Mittelpunkt, so die Förderung der sozialen Kompetenzen, um Konflikte konstruktiv zu lösen, Kommunikation in Beziehungen zu verbessern und gesunde Beziehungen zu pflegen (vgl. Hinz, 2007, S. 145-155). Ebenso ist eine Aufklärung über Sexualität und Beziehung erforderlich. Dies beinhaltet geschlechtsbezogene Aufklärung, Vermittlung von Verhütungsmethoden und die Förderung von respektvollem Umgang und Einvernehmlichkeit in Beziehungen (vgl. Hinz, 2007, S. 145-155). Auch der Umgang mit Stress und Emotionen werden trainiert, so wird Hilfestellung beim Umgang mit Stress, Druck und emotionalen Herausforderungen durch Entspannungsübungen, Achtsamkeitspraktiken und Emotionsregulation geleistet.

Mithilfe dieses Trainingsprogramms können Jungen und Mädchen lernen, erwachsene Männer und Frauen zu sein, ohne sich auf riskantes Verhalten einzulassen. Sie lernen, selbstbewusst und stabil zu agieren, ein besseres Körperbild zu entwickeln und Zugang zu ihren Emotionen zu gewinnen. Auch wird Flirtverhalten ohne Alkohol und Tabak trainiert. Das Besondere an dem Programm „Stark im Leben“ ist, dass es die Suchtprävention an das Geschlecht des Schülers anpasst. Darüber hinaus gibt es spezielle Trainingseinheiten für Jungen und Mädchen sowie für Nichtraucher und Raucher. Das Programm kann in Schulen, Jugendarbeitsplätzen, Heimen und Beratungsstellen umgesetzt werden. Studien zur Evaluierung des Programms zeigen erhebliche Trainingsvorteile (vgl. Hinz, 2006, S. 35 ff.).

In welchem Verhältnis stehen Gendern und das Präventionsprogramm von Hinz „Stark im Leben“?

Was das Verhältnis von Gendern und Präventionsprogrammen im Allgemeinen angeht, kann man sagen, dass es oft eine Verbindung gibt, wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht. Das Gendern bezieht sich auf den sprachlichen Ausdruck, bei dem geschlechtsspezifische Bezeichnungen durch geschlechtsneutrale Begriffe ersetzt werden, um eine inklusivere Sprache zu fördern (vgl. Elsen, 2020, S. 17 ff.).

Ein Präventionsprogramm wie "Stark im Leben" könnte darauf abzielen, junge Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen, indem es beispielsweise Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und soziale Kompetenzen fördert, um sie besser gegen Risikofaktoren wie Sucht, Gewalt oder psychische Probleme zu wappnen.

Das Verhältnis zwischen Gendern und dem Programm könnte davon abhängen, ob das Programm selbst eine geschlechtsneutrale Ansprache verwendet, um alle Teilnehmenden einzubeziehen und zu ermutigen, unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer Geschlechtsidentität. In einigen Fällen kann das Gendern in Präventionsprogrammen Teil einer breiteren Bemühung sein, geschlechtsspezifische Stereotypen und Barrieren zu überwinden und sicherzustellen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleiche Chancen und Unterstützung erhalten.

Die Frage, ob eine Einteilung in nur zwei Geschlechter noch sinnvoll ist, ist ein komplexes und kontroverses Thema. Traditionell wurde Geschlecht als binär betrachtet, wobei es nur zwei Kategorien gibt: männlich und weiblich, die auf biologischen Merkmalen basieren, wie den Geschlechtschromosomen (XY bei Männern und XX bei Frauen) und den primären Geschlechtsmerkmalen (Genitalien). Dieses binäre Geschlechtermodell spiegelt jedoch nicht das gesamte Geschlechterspektrum wider und schließt Menschen aus, die sich nicht in die klassischen binären Geschlechtskategorien einordnen lassen. „"Es gibt eine wesentlich größere Vielfalt der Geschlechter als nur das der Männer und das der Frauen; und es gibt sicherlich Betroffene, die sich in unserem binären System nicht ausreichend definiert sehen"(Ainsworth, o. J.).

In den letzten Jahren hat sich ein wachsendes Bewusstsein für die Vielfalt der Geschlechter entwickelt, und viele Menschen identifizieren sich nicht ausschließlich als männlich oder weiblich, sondern als non-binär, genderqueer, genderfluid oder auf andere Weise außerhalb des binären Geschlechtsmodells. Die Geschlechtsidentität einer Person kann nicht immer allein auf biologische Merkmale reduziert werden, da Geschlecht auch eine soziale und psychologische Komponente hat.

Einige argumentieren, dass eine Einteilung in nur zwei Geschlechter nicht mehr zeitgemäß ist und dass wir ein geschlechtsspezifisches Modell anerkennen sollten, das die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten berücksichtigt. Dies würde dazu beitragen, Menschen in ihrer Geschlechtsidentität zu respektieren und Diskriminierung zu reduzieren (vgl. Turner et al., 2020, S. 347-362).

Allerdings gibt es auch Menschen, die am binären Geschlechtsmodell festhalten und es als biologisch begründet betrachten. Sie argumentieren, dass die Unterscheidung zwischen den Geschlechtern auf biologischen Fakten beruht und in vielen kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten eine wichtige Rolle spielt.

Letztendlich ist die Frage, ob eine Einteilung in zwei Geschlechter noch sinnvoll ist, ein ethisches und soziokulturelles Thema, das von verschiedenen Menschen unterschiedlich betrachtet wird. Es ist wichtig, dass wir uns mit Respekt und Offenheit mit der Vielfalt der Geschlechteridentitäten auseinandersetzen und uns bemühen, eine Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität gleichberechtigt sind.

Anwendungsmöglichkeiten im Schulalltag

Das Programm “Stark im Leben Geschlechtergerechte Gesundheitsförderung für Jungen und Mädchen der Klassen 7 und 8” kann im Schulalltag unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse eingesetzt werden. Es unterstützt grundsätzlich Ergebnisse und Wirkungen der Unterrichts- und Erziehungsarbeit und ist damit förderlich für die Erfüllung des Bildungsauftrages nach dem Niedersächsischen Schulgesetz (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium, 2023). Das Programm beinhaltet Übungen, die das Wissen und die Erfahrungen im Sozial-, Kommunika-tions-, Sucht-, Sexual- und Gesundheitsverhalten über mehrere Unterrichtseinheiten und Schuljahre vermitteln und vertiefen.

Solche Programme zielen oft darauf ab, Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Aspekten ihres Lebens zu unterstützen und sie vor Risiken wie Sucht, Gewalt und psychischen Problemen zu schützen. Hier sind einige mögliche Anwendungen: Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl stärken: Das Programm könnte Aktivitäten und Workshops anbieten, die das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Schülerinnen und Schüler stärken. Dies kann ihnen helfen, sich selbst besser zu akzeptieren und positive Beziehungen zu anderen aufzubauen. Das Programm könnte soziale Kompetenzen wie Kommunikation, Konfliktlösung, Empathie und Teamarbeit entwickeln. Schülerinnen und Schüler lernen dadurch, effektiver mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern umzugehen und eine positive soziale Umgebung zu schaffen. Das Programm kann Techniken und Strategien zur Stressbewältigung und Emotionsregulation vermitteln. Dies kann den Schülerinnen und Schülern helfen, besser mit schwierigen Situationen umzugehen und ihre emotionale Gesundheit zu fördern. Das Programm könnte über die Risiken von Suchtmitteln aufklären und Strategien zur Prävention von Suchtverhalten vermitteln. Das Programm kann gewaltpräventive Maßnahmen fördern, wie Konfliktlösungsfähigkeiten, das Erkennen und Melden von Mobbing und anderen Formen von Gewalt. Das Programm könnte die Bedeutung von körperlicher Aktivität, gesunder Ernährung und ausreichendem Schlaf betonen. Ebenso könnte das Programm das Bewusstsein für psychische Gesundheit und psychische Erkrankungen erhöhen, um Stigmatisierung abzubauen und den Schülerinnen und Schülern zu helfen, rechtzeitig Hilfe zu suchen, wenn sie sie benötigen. Auch kann das Programm Werte wie Toleranz, Respekt und Akzeptanz von Vielfalt vermitteln, einschließlich Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, ethnischer Zugehörigkeit und kultureller Hintergründe.

Wissenschaftliche Evaluation und kritische Reflektion

Während der Studie (N = 660) mit einem Vor-/Nachtestplan und einem 6-monatigen Follow-up wurden Fragebogenumfragen verwendet, um die folgenden interessierenden Variablen zu untersuchen (vgl. die initiative, 2023):

  • „Wissen über Rauchen, selbstsichere Verhaltensweisen und Flirts,

  • Nikotinkonsum,

  • selbstsicheres Verhalten,

  • Standfestigkeit,

  • Risikobereitschaft,

  • Hilfe holen,

  • Männlichkeitsideologie (bei Jungen),

  • Körperselbstbild (bei Mädchen).“ (die initiative, 2023)

Es wurde eine deutliche Verbesserung des selbstbewussten Verhaltens, eine Verringerung des Tabakkonsums bei Jungen (obwohl dies nur in Vergleichen vor dem Test signifikant war) und eine stärkere Verschiebung der Männlichkeitsideologie bei Jungen hin zu mehr Offenheit und der Wirkung von Wissen beobachtet (vgl. die initiative, 2023).

Weitere Bestandteile einer Evaluation sind:

- Zielsetzung: Es ist wichtig, die klaren Ziele des Programms zu verstehen. Sind sie angemessen und relevant für die Zielgruppe? Werden bestimmte Gruppen oder Themen möglicherweise ausgeschlossen oder vernachlässigt?

- Wissenschaftliche Grundlage: Ist das Programm evidenzbasiert und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufgebaut? Gibt es Forschungsergebnisse, die die Wirksamkeit des Programms belegen?

- Geschlechtergerechtigkeit: Werden Geschlechterstereotype in angemessener Weise berücksichtigt und herausgefordert? Fördert das Programm die Gleichberechtigung der Geschlechter?

- Pädagogischer Ansatz: Ist das Programm ansprechend und altersgerecht gestaltet? Werden die Bedürfnisse und Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler angemessen berücksichtigt?

- Ethik und Sensibilität: Achtet das Programm auf ethische Aspekte und die Bedeutung von Datenschutz und Einwilligung? Werden kulturelle und soziale Unterschiede angemessen berücksichtigt?

- Nachhaltigkeit: Hat das Programm langfristige Auswirkungen und wird es in den Schulalltag integriert, oder handelt es sich eher um eine einmalige Veranstaltung?

- Gibt es Feedback von Schülern, Lehrern und anderen Beteiligten?

Es ist wichtig, dass Präventionsprogramme kritisch hinterfragt und regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen und tatsächlich positive Auswirkungen haben. Auch die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte und Eltern bei der Entwicklung und Umsetzung von Präventionsmaßnahmen kann eine entscheidende Rolle spielen, um deren Wirksamkeit zu verbessern.

Kritisch ist anzumerken, dass das Programm im Wissensstand der ersten 10 Jahre des 21. Jahrhunderts befangen ist und es erforderlich wäre, dieses unter den Gesichtspunkten moderner Erkenntnisse zu Geschlecht und Gendern zu überarbeiten und anzupassen.

wertender Vergleich des Programms mit anderen Programmen

Der große Vorteil des Programms besteht darin, dass es suchtpräventiv angelegt ist. Es handelt sich um ein klientenzentriertes Programm. Es werden wesentliche Bausteine zur Gesundheitsförderung vermittelt und Lebenskompetenzen gefördert. Somit stellt dieses Präventionsprogramm eine Symbiose wesentlicher Elemente von Präventionsprogrammen auf einer hohen Ebene dar.

Die Praktikabiltät ist als hoch einzuschätzen. „Die Evaluationsergebnisse des Projekts ‚Stark im Leben‘ legen nahe, dass bei jungengerechter Gestaltung auch Jungen von Programmen zur Gesundheitsförderung profitieren können. Angesichts der geringen Effekte bei Mädchen konnte nicht belegt werden, dass die Effektivität von Präventionsprogrammen durch eine geschlechtergerechte Gestaltung generell erhöht werden kann. Hier wäre weitere Forschung dringend nötig, insbesondere durch einen direkten Vergleich der Effektivität von geschlechtergerechten und geschlechtsunspezifischen Präventionsprogrammen bei sonst gleichen Programminhalten und Bedingungen.“ (Hinz, 2007, S. 152).

Fazit

Geschlechtergerechte Bildungssysteme stärken Mädchen und Jungen und fördern die Entwicklung von Lebenskompetenzen – wie Selbstmanagement, Kommunikation, Verhandlungsführung und kritisches Denken –, die junge Menschen für den Erfolg benötigen. Sie schließen Qualifikationsdefizite, die Lohnunterschiede verewigen, und schaffen Wohlstand für ganze Länder. Geschlechtergerechte Bildungssysteme können dazu beitragen, schulbezogene geschlechtsspezifische Gewalt und schädliche Praktiken, einschließlich Kinderheirat und weiblicher Genitalverstümmelung, zu reduzieren (vgl. unicef.org, o. J.). Eine Bildung frei von negativen Geschlechtsnormen hat auch für Jungen direkte Vorteile (vgl. unicef.org, o. J.).

Literatur

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